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Reifenprofil eines Pneumant K30 (noch aus DDR-Produktion)

Reifenprofil eines Heidenau K36/1
» Bereifung - Gastbeitrag von Reifenexperte Dietmar Töpfer




Bereifung / Reifen / TWI-Marke / DOT-Nummer / Lastindex / Geschwindigkeitsindex / Winterreifenpflicht

Die Bereifung überträgt im Fahrbetrieb zusammen mit den Rädern Antriebs-, Brems- und Lenkkräfte auf die Fahrbahn. Da jeder Reifentyp unterschiedliche Fahreigenschaften aufweist, ist die Bereifung nach den Bedürfnissen des Fahrers und den Anforderungen im Fahrbetrieb zu wählen.
Die Bereifung ist die einzige Verbindung zwischen Ihnen und dem Asphalt. Aus diesem Grund sollte im Rahmen der regelmäßigen Fahrzeugpflege und -wartung regelmäßig eine Sichtüberprüfung auf erkennbare Schäden und Verschleiß sowie eine Überprüfung des Reifenfülldrucks erfolgen. Ein Reifen sollte auch niemals älter als 7 Jahre sein und immer ausreichend Profil besitzen!

Originale DDR Pneumant-Bereifung ist für den Straßenverkehr nicht mehr geeignet und sollte daher schnellstmöglich erneuert werden.


Reifenfülldruck für die Simson Schwalbe
Nur mit dem korrekten Reifenfülldruck ist der Verschleiß sowie der Kraftstoffverbrauch am geringsten. Zu wenig oder zu viel Reifeninnendruck führt zu einer verkürzten Lebensdauer für den Reifen und kann v.a. in Gefahrensituationen das Fahrverhalten negativ beeinflussen. In Fachkreisen wird empfohlen, alle 2 Wochen oder noch besser stets vor Fahrtantritt insbesondere vor längeren Fahrten den Reifenfülldruck im kalten Zustand zu überprüfen. Die Überprüfung des Reifenfülldrucks am bereits warmgefahrenen Reifen sollte möglichst vermieden werden, da aufgrund der Erwärmung eine Druckerhöhung eintritt, wodurch das Einstellen des korrekten Reifenfülldrucks nicht mehr ohne weiteres möglich ist!

Nachfolgende Reifenfülldrucke gelten für alle an Simson Schwalben zugelassenen Reifen! Beachten Sie auch die Angaben der jeweiligen Hersteller zum Reifenfülldruck, sofern von den diese von den Standardangaben abweichen!

Reifenfülldruck Werksangabe
Reifendruck gem. Werksangabe - Vorderrad 1,25 bar.
Reifendruck gem. Werksangabe - Hinterrad 1,5 bar (im Soziusbetrieb 2,5 bar).

Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass die von Werk aus angegebenen Werte für mein Empfinden viel zu niedrig und daher nicht zu empfehlen sind. Nachfolgend meine Empfehlungen:

Reifenfülldruck - meine Empfehlung
Reifenfülldruck - Vorderrad 2 bar.
Reifenfülldruck - Hinterrad 2 bar (bei geringer Zuladung) bzw. 2,5 bar (bei hoher Zuladung z.B. Soziusbetrieb).



Mindesprofiltiefe (TWI-Marke)
Gem. § 36 II StVZO (= Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung) beträgt die Mindestprofiltiefe bei Luftbereifung an Kraftfahrzeugen 1,6 mm. Bei Kleinkrafträdern, zu denen die Simson Schwalbe zählt, schreibt der Gesetzgeber eine Mindestprofiltiefe von 1 mm vor. Das Erreichen der Mindestprofiltiefe lässt sich über die sog. TWI-Marke an der Reifenflanke erkennen. Dabei handelt es sich um eine Reifenverschleißanzeige (auch: Abnutzungs-Indikator; engl. Tread Wear Indicator - TWI), die in den Rillen des Hauptprofils durch i.d.R. quer zur Laufrichtung liegende kleine Erhebungen gekennzeichnet sind. Liegt das Profil des Reifens auf gleicher Höhe mit der TWI-Markierung, so ist der Reifen verschlissen und muss erneuert werden!

TWI-Kennzeichnung an der Reifenflanke

TWI-Steg mittig in der Rille des Hauptprofils

In Fachkreisen wird jedoch empfohlen, bereits deutlich vor Erreichen der Mindestprofiltiefe den betreffenden Reifen zu erneuern, da sich das Fahrverhalten insgesamt massiv verschlechtert, d.h. Bremswege verlängern sich erheblich, das Kurvenverhalten und Spurverhalten wird negativ beeinträchtigt, aber auch die Aquaplaning-Gefahr bei nasser Fahrbahn steigt an!

Daher sollten Reifen bereits ab einer Profiltiefe von 3 mm erneuert werden!

Reifenalter (DOT-Nummer)
Die DOT-Nummer ist eine vom 'Department of Transportation' eingeführte Kennzeichnung von Reifen, die das Herstellungsdatum eines jeden Reifen an der Reifenflanke angibt.

Sie setzt sich aus dem 'Plantcode' (= Herstellungswerk), dem 'Sizecode' (= Reifengröße), dem 'Typecode' (= herstellerspezifischer Code) sowie der Produktionswoche und dem Produktionsjahr zusammen. Für uns ist vor allem letzteres von Bedeutung, da wir anhand dieser Kennzeichnung das Alter des Reifens bestimmen können.

Neuere Reifen besitzen einen vierstelligen Code.


Beispiel: Der Code '0510' bedeutet, dass der vorliegende Reifen in der 5 Kalenderwoche im Jahr 2010 hergestellt wurde.

Ältere Reifen besitzen noch einen dreistelligen Code. Dieser ist dann mit einem "Dreieck"-Symbol gekennzeichnet. Ein solcher Reifen wurde vor dem Jahr 1990 hergestellt und sollte unbedingt erneuert werden.

Bei DDR-Bereifung ist es in der Regel so, dass diese noch keine DOT-Nummer besitzt, dafür aber mit "Made in GDR" gekennzeichnet ist oder die Bezeichnung "Pneumant" trägt.



Ein Reifen am Fahrzeug sollte niemals älter als 7 Jahre sein, auch dann nicht, wenn er optisch noch tadellos erscheint. Ein neuer, unbenutzter Reifen hat noch eine völlig glatte Oberfläche und wird auf den ersten gefahrenen Kilometern durch den Fahrbahnbelag angeraut. Erst mit der Zeit entfaltet er die vollen Fahreigenschaften, d.h. kurze Bremswege, gutes Kurven- und Spurverhalten sowie optimale Aquaplaning-Eigenschaften. Der Reifen "schmiegt" sich regelrecht an die Fahrbahn an, d.h. die aufgeraute Profilfläche greift in den ebenfalls rauen Asphalt. Mit der Zeit verliert der Reifen jedoch diese Eigenschaft, d.h. von Jahr zu Jahr "schmiegt" sich der Reifen immer weniger an die Fahrbahn, da das Material aushärtet und an Elastizität verliert und so auch die guten Fahreigenschaften nach und nach verloren gehen. Durch Umwelteinflüsse wie z.B. starke UV-Einstrahlung kann der Prozess des Aushärtens deutlich beschleunigt werden. Nach sieben Jahren ist das Material dann so weit ausgehärtet, dass der Reifen erneuert werden sollte!
Leider lässt sich dies an einem Reifen nicht erkennen, so dass aus diesem Grund die DOT-Nummer für die Beurteilung herangezogen werden sollte! V.a. Winterreifen, die über weiche Reifenmischungen verfügen, sind von diesem Prozess betroffen, aber auch Sommerreifen unterliegen diesem Prozess!

Aus den zuvor genannten Gründen sollte auch keinesfalls mehr mit originaler Pneumant-Bereifung gefahren werden! Mitunter lassen sich bei originaler DDR-Bereifung bereits Risse im Material erkennen, da diese im Aushärtungsprozess aufgrund des hohen Alters weiter vorangeschritten sind! Simson-Fahrzeuge mit dieser Bereifung sind daher nicht mehr verkehrssicher!

Neue Reifen für die Simson Schwalbe
Für Simson-Fahrzeuge im allgemeinen ist der Neukauf von Reifen völlig unproblematisch.
Benötigt werden Reifen mit einer Reifendimension von 2 3/4 - 16R (alte Bezeichnung: 2,75 - 16R). Dabei steht "2 3/4" für die Nennbreite des Reifens. Die "16" steht für 16 Zoll, also für den Durchmesser des Reifens und das "R" bedeutet 'reinforced', also verstärkt. Weitere Kennzeichen sind "M/C" (= Motocycle, also nur für Motorräder zulässig), der Lastindex und der Geschwindigkeitsindex.

Ein Beispiel für eine vollständige Angabe der Reifendimension mit Hersteller-Bezeichnung: Heidenau K36/1, 2 3/4 - 16 R M/C 46J.



Aus eigener Erfahrung kann ich Bereifung von 'Heidenau' empfehlen. Darüber hinaus bieten aber auch Hersteller wie z.B. Continental, VeeRubber, Sava passende Bereifung für die Simson Schwalbe.

Zu unterscheiden sind zunächst die unterschiedlichen Reifenformen, die je nach gewünschtem Verwendungszweck von den Reifenherstellern angeboten werden, darunter v.a. normale Straßenbereifung, Crossbereifung, Slicks usw..
Für die Schwalbe im Fahrbetrieb im Öffentlichen Straßenverkehr eignet sich m.E. nur eine "normale" Straßenbereifung mit guten ausgewogenen Fahreigenschaften, d.h. sowohl bei Nässe aber auch auf trockener Fahrbahn sollten Bremswege möglichst kurz sowie das Fahrverhalten stabil sein. Daher wird im folgenden auch ausschließlich auf Straßenbereifung eingegangen, die sich in den letzten Jahren in der Simson-Szene bewährt haben. Nachfolgende Übersicht stützt sich auf eine im Schwalbennest durchgeführte Befragung der User:

Überblick über ausgewählte Sommer-Bereifung
Reifenbezeichnung
Erläuterungen
Heidenau K30
entspricht dem originalen Reifenprofil (Pneumant K30)
Achtung - zwei unterschiedliche Ausführungen erhältlich, 50 km/h und 100 km/h Variante (siehe weiter unten...)
insgesamt gutes Fahrverhalten, neigt bei Nässe eher zum wegrutschen
Heidenau K35
ähnelt dem Reifenprofil des K30 und damit annähernd originale Optik
sehr gute Fahreigenschaften sowohl bei Trockenheit und Nässe
Heidenau K36/1 (mein Favorit)
modernes Reifenprofil
sehr gute Fahreigenschaften sowohl bei Trockenheit und Nässe
für hohe Laufleistung ausgelegt


Hinweise zum Kauf von neuen Reifen für die Simson Schwalbe
Mitunter kommt es vor, dass bei Ersatzteilehändlern unzulässige Bereifung für die Simson Schwalbe angeboten wird. Im Falle eines Unfalls könnte dies im schlimmsten Fall zum Verlust der Betriebserlaubnis führen!

Daher sollte beim Kauf von neuer Bereifung für die Simson Schwalbe in erster Linie auf die Reifendimension, darunter die Geschwindigkeitsindizes (kurz: GI; max. zulässige Höchstgeschwindigkeit im Fahrbetrieb für einen Reifen dieser Kategorie) ) und die Lastindizes (kurz: LI; max. zulässige Last im Fahrbetrieb für einen Reifen in dieser Kategorie) i.V.m. der Achslast des Fahrzeugs geachtet werden!

Überblick über ausgewählte Geschwindigkeitsindizes
Geschwindigkeitsindex
(Kürzel)
=
zulässige Höchstgeschwindigkeit
B
=
50 km/h
C
=
60 km/h
J
=
100 km/h


Überblick über ausgewählte Lastindizes
Lastindex
(Kürzel)
=
maximal zulässige Last je Reifen
(bei 2,5 Bar Reifenfülldruck)
31
=
109 kg
36
=
125 kg
43
=
155 kg
46
=
170 kg

Der Lastindex bezieht sich immer auf den Geschwindigkeitsindex und wird in Verbindung mit der Achslast nach der ECE Regelung 75 (= Einheitliche Bedingungen für die Genehmigung der Luftreifen für Krafträder und Mopeds) berechnet.

Auszug aus ECE Regelung 75
vgl. 2.33.1.

"Bei Geschwindigkeiten von 130 km/h oder weniger darf die größte zulässige Tragfähigkeit, bezogen auf das Symbol für die Geschwindigkeitskategorie des Reifens und die durch die Bauart bestimmte Höchstgeschwindigkeit des Fahrzeugs, an dem der Reifen montiert wird, nicht den in der Tabelle der Reifentragfähigkeit in Abhängigkeit von der Geschwindigkeit (siehe Absatz 2.27) angegebenen Prozentsatz des Wertes übersteigen, der der jeweiligen Tragfähigkeitskennzahl des Reifens zugeordnet ist."

Berechnung - Lastindex
Dazu wird zunächst ein Blick auf die Geschwindigkeitsindizes sowie die Lastindizes geworfen. Anschließend wird mit Hilfe der Anlage 8 der ECE Regelung 75 und der für die Simson Schwalbe max. zulässigen Achslasten für vorn und hinten jeweils berechnet, welcher Reifen in Frage kommt und ob dieser zulässig ist.

Auszug aus Anlage 8 der ECE Regelung 75 (angepasst)

"Reifentragfähigkeit in Abhängigkeit von der Geschwindigkeit"
- gilt für Felgendurchmesser von 13 Zoll und mehr -

Geschwindigkeitkeit
in km/h
Tragfähigkeitsänderung
in Prozent (%)
 
Symbol für Geschwindigkeitsindex
 
J
K
L
M
N
40
+ 30
+ 30
+ 30
+ 30
+ 30
50
+ 30
+ 30
+ 30
+ 30
+ 30
60
+ 23
+ 23
+ 23
+ 23
+ 23
70
+ 16
+ 16
+ 16
+ 16
+ 16
80
+ 10
+ 10
+ 10
+ 10
+ 10


Beispielrechnung für den Heidenau K36/1 Reifen
Reifendimension 2 3/4 - 16 M/C 46J TT

Vorbereitung für die Rechnung

- "J" ist der Geschwindigkeitsindex und steht für 100 Km/h
- 16'' steht für 16 Zoll Felgendurchmesser, d.h. unser Wert für die Rechnung steht in der Anlage 8 der ECE Regelung 75 in der Spalte "Felgendurchmesser ab 13 Zoll und mehr" (siehe oben)
- Zu guter Letzt hier noch die Achslasten der Schwalbe gem. Technischem Datenblatt: vorne - 80 kg | hinten: 180 kg (bei allen Schwalbe-Modellen)



Schritt 1:

Der Reifen K36/1 trägt gem. Reifendimension bei 100 Km/h (= "J")
genau 170 kg (= "46").



Schritt 2:

Da die Schwalbe mit einer bauartbedingten Höchstgeschwindigkeit von 60 Km/h eingetragen ist, gilt daher eine Traglast von 170 kg X dem Tabellenwert der unter der Tragfähigkeitsänderung (%) für Felgendurchmesser ab 13'' angegeben ist, d.h. in diesem Beispiel wäre es das Geschwindigkeitssymbol "J" in der Zeile 60 Km/h, somit 23 %.



Schritt 3:

Für die Rechnung bedeutet dies dann:
170 kg x 1,23 (umgerechnet 23 %) = 209,1 Kg



- Ergebnis -

Damit liegt die Traglast des Reifens Heidenau K36/1 2 3/4 - 16 M/C 46J TT bei 209,1 Kg, wodurch er die Voraussetzungen zur Nutzung an der Schwalbe jeweils für die Vorderachse (max. Achslast 80 kg) und für die Hinterachse (max. Achslast 180 kg) ohne Probleme erfüllt.

V.a. beim Originalprofil K30 besteht oftmals das Problem, dass dieser Reifen auch als 50 Km/h Variante verkauft wird. In der 50 Km/h-Variante erfüllt der Reifen nicht die entsprechenden Voraussetzungen zur Nutzung aufgrund zu geringer Traglast! Der Reifen würde im Fahrbetrieb vermutlich platzen...

Winterreifenpflicht in Deutschland
Desweiteren besteht seit dem 04.12.2010 eine Winterreifenpflicht für Kraftfahrzeuge in Deutschland. Gem. § 2 IIIa S.1 StVO darf bei "Glatteis, Schneeglätte, Schneematsch, Eis- oder Reifglätte ein Kraftfahrzeug nur mit Reifen gefahren werden", die mit entsprechender M+S-Kennzeichnung versehen sind.

Ein Kraftfahrzeug i.S.d. § 1 II StVG ist jedes Landfahrzeug, dass mit Maschinenkraft bewegt wird, ohne an Bahngleise gebunden zu sein. Daher ist auch eine Simson Schwalbe als Kleinkraftrad ein Kraftfahrzeug i.S.d. Vorschrift, wodurch bei den o.g. Wetterbedingungen mit Bereifung mit M+S-Kennzeichnung gefahren werden muss! Andernfalls wird durch das Führen eine Kraftfahrzeugs mit Sommerreifen (also ohne M+S-Kennzeichnung) eine Ordnungswidrigkeit (vgl. lfd. Nr. 5a BKatV - gem. Regelsatz - Bußgeld bei fahrlässiger Begehung - 40 Euro (Verdoppelung bei Vorsatz, also 80 Euro) und ein Punkt in Flensburg ) begangen.

Für die Simson Schwalbe ist dies unproblematisch, da auch hier eine Reihe von Winterreifen beispielsweise vom Hersteller "Heidenau" im Handel erhältlich sind.

Heidenau K 42 Silica
Heidenau K66 SnowTex